Auch Sparkassen in Schleswig-Holstein kündigen Prämiensparverträge

Wie die Verbraucherzentrale Schleswig Holstein in dieser Woche berichtet, erhalten auch Sparer im hohen Norden derzeit Benachrichtigungen über das vermeintliche Ende ihrer Prämiensparverträge. Wie alle übrigen Sparkassenkunden sind auch diese Sparer enttäuscht bis entsetzt, sind sie doch von einer langfristigen Geldanlage von 25 Jahren oder mehr ausgegangen. „Sie haben Ihr Anlageziel erreicht“ lässt etwa die Nord-Ostsee Sparkasse ihren Kunden mitteilen. Verunsichert bitten die betroffenen Sparer etwa die Flensburger Beratungsstelle der Verbraucherzentrale um Rat.  Das erwähnte Anlageziel war in den Unterlagen der Sparer aber nicht festgelegt, weshalb die Betroffenen davon ausgegangen sind, dass sie selbst entscheiden können, wann der Sparvertrag endet. So steht es auch in den Verkaufsprospekten der Sparkasse: „Sie können aussteigen, wann Sie wollen“. Kündigungen unter Hinweis auf das Erreichen des vermeintlichen Anlageziels haben auch andere Kunden aus Schleswig-Holstein erhalten, unter anderem mit dem Hinweis, sie hätten die höchste Prämienstufe erreicht.
Prämiensparverträge, die zwischen 1990 und 2005 abgeschlossen wurden, sind für die Sparkassen extrem teuer geworden. Denn die meisten dieser Verträge sichern den Sparern nach 15 Jahren bis zu 50% Prämie auf ihren jährlichen Sparbetrag zu. „So ergibt sich allein durch die steigenden Bonuszahlungen nach 25 Jahren eine Rendite von 2,1 % pro Jahr“ stellt die Verbraucherzentrale Schleswig Holstein in ihren Berechnungen fest. „Das wird einigen Sparkassen offensichtlich zu teuer, so dass sie die Verträge mit fragwürdigen Kündigungen beenden wollen“, so die Einschätzung des Fachanwaltes Dr. Thomas Storch, der betroffene Sparkassenkunden deutschlandweit anwaltlich vertritt. „Merkwürdig ist allerdings“, so der Experte Dr. Storch, „dass manche Sparkassen selbst in der Niedrigzinsphase, etwa 2017, noch Sparverträge – etwa bei Änderungen des Kontoinhabers – auf eine Laufzeit von 99 Jahren fortgeschrieben haben und somit das Zinsrisiko offenbar bewusst eingegangen sind“.