Sparkasse Hagen/Herdecke prüft Kündigung der Sparverträge

Die ersten Sparkassen in NRW haben bereits ihre Prämiensparverträge gekündigt, so etwa die Sparkasse Dortmund. Hier finden Sie die neuesten Fakten zum Kurs des Hauses Hagen/Herdecke.

Vieln Sparkassen-Kunden in der Region flattert in diesen Tagen Schock-Post ins Haus: Der Finanzpartner ihres Vertrauens kündigt die langfristigen und vor allem lukrativen Prämiensparverträge, die den Geldinstituten in anhaltenden Niedrigzinszeiten zunehmend Kopfzerbrechen bereiten. Tausende Kunden in Dortmund oder auch im Sauerland mussten sich bereits nach anderen Anlagemöglichkeiten für ihr Angespartes umschauen. Auch die Sparkasse Hagen/Herdecke hat seit Mitte der 90er-Jahre solche Produkte angeboten.
Noch wurde im Sparkassen-Karree an der Körnerstraße nicht entschieden, wie man künftig mit den Prämiensparverträgen, die bis 2016 offeriert wurden, in Zukunft umgehen möchte: „Wir befinden uns zurzeit noch in der Prüfung“, erläutert Unternehmenssprecher Thorsten Irmer und betont zugleich, dass es angesichts der Laufzeit von 25 Jahren bislang nur sehr wenige Verträge gebe, die tatsächlich für eine Kündigung in Frage kämen. Ob in Hinblick auf diese vergleichsweise geringe Anzahl an fälligen Verträgen es marketingtechnisch eine kluge Entscheidung wäre, durch eine jähe Beendigung der Verträge ein fatales Signal in die besonders treue Kundschaft zu senden, ist Teil des Diskussionsprozesses im Haus der Sparkasse Hagen/Herdecke.

Zinsniveau wird zum Bumerang

Die Vorgehensweise ist keineswegs neu: Um gut verzinste Alt-Verträge loszuwerden, versuchen Sparakssen bundesweit, Kunden zur Kündigung zu drängen oder selbst Verträge zu beenden. Neben Bausparverträgen sind hier vorzugsweise die Prämiensparverträge der Sparkassen betroffen, die mit zunehmender Laufzeit den Kunden wachsende Bonuszahlungen sichern. Die Ursprüngliche Idee, den Sparer langfristig an das Haus zu binden, ist angesichts des seit Jahren historisch niedrigen Zinsniveaus längst zum finanziellen Bumerang geworden.
Die rechtliche Grundlage für die aktuelle Kündigungswelle soll ein Urteil des Bundesgerichtshofes aus Mai diesen Jahres liefern. Dabei hatten die Bundes-Richter entschieden, dass Sparkassen langfristige Verträge kündigen dürfen, wenn die vertraglich zugesicherten Prämien gezahlt worden sind (Az. XI ZR 345/18). In dem konkreten Fall war eine Prämienstaffel vereinbart, die nach 15 Jahren endete und nach dem 15. Jahr die höchste Prämie in Aussicht stellte. Diese Prämie muss dann auch gezahlt werden, bevor eine Sparkasse kündigen darf.

7000 Verträge abgeschlossen

Die Banker des Hauses Hagen/Herdecke haben mit „Prämiensparen flexibel“ hingegen ein Produkt mit einer Laufzeit von 25 Jahren aufgelegt. Allein in Hagen wurden 7000 dieser Verträge zwischen 1993 und 2016 geschlossen. „Somit sind angesichts dieser Mindestlaufzeit nur die wenigsten überhaupt kündbar. Das hat zumindest eine erste Vorprüfung in unserem Haus ergeben“, beschreibt Irmer die Situation. Wann die Finanzexperten und Juristen der Sparkasse Hagen/Herdecke zu einer abschließenden Entscheidung kommen, vermag er aktuell nicht vorherzusagen.
Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Sparkasse Hagen/Herdecke in Zukunft zumindest jährlich prüfen wird, ob die Höchstvertragsdauer erreicht ist. Viele andere Sparkassen haben dagegen unterschiedslos alle Verträge gekündigt mit dem Kalkül, dass sich die betroffenen Sparer schon nicht wehren werden.